Vom Input zur Interaktion: Wie sich die Rolle der Trainer:innen im digitalen Lernen verändert

3. Juli 2025
Geschrieben von Janina Wörz

Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert das digitale Lernen grundlegend. Systeme, die Lerninhalte automatisiert oder personalisiert bereitstellen, eröffnen vielfältige neue Möglichkeiten – stellen Trainer:innen aber auch vor neue Herausforderungen:
Wie sollte sich ihre Rolle verändern, wenn KI zunehmend zentrale Aufgaben der Wissensvermittlung übernimmt, um nachhaltiges Lernen zu sichern?

Dieser Blogartikel zeigt auf, wie Trainer:innen ihre Kompetenzen gezielt weiterentwickeln können, um im digitalen Lernkontext die soziale Dimension des Lernens zu stärken und Lernende individuell zu begleiten.

Die neue Rolle von Trainer:innen im digitalen Lernen

Traditionell lag der Fokus von Trainer:innen auf der Wissensvermittlung. Im digitalen Zeitalter verschiebt sich diese Aufgabe zunehmend hin zur aktiven Lernbegleitung. KI-Technologien übernehmen klassische Funktionen wie das Bereitstellen von Inhalten oder die Abfrage von Fakten. Dadurch gewinnen Trainer:innen als Gestalter:innen von Lernprozessen, die die Lernenden individuell unterstützen, motivieren und zu selbstbestimmtem Lernen befähigen, an Bedeutung.

Als Lernbegleiter:innen schaffen sie noch stärker Räume für Austausch, fördern die Entwicklung von Lernstrategien und begleiten Reflexionsprozesse. Sie erkennen individuelle Bedürfnisse und Herausforderungen und passen Lernwege flexibel an. Durch empathische Begleitung helfen sie Lernenden, Vertrauen aufzubauen und auch bei Rückschlägen motiviert zu bleiben – Aufgaben, die digitale Systeme nicht leisten können.

Was Trainer:innen als Lernbegleiter:innen konkret tun können

  • Individuelle Lernbedarfe erkennen und adressieren:
    Trainer:innen beobachten den Lernfortschritt, bieten gezielte Unterstützung an und helfen, realistische Lernziele zu formulieren und zu verfolgen. Sie fungieren als persönliche Sparringspartner und Coaches in der Entwicklung von Kompetenzen.
  • Motivation und Selbstregulation fördern:
    Nachhaltiges Lernen entsteht durch innere Antriebe und Selbstorganisation. Trainer:innen unterstützen Lernende dabei, eigene Motivationen zu entdecken, Selbstdisziplin aufzubauen und Rückschläge konstruktiv zu bewältigen.
  • Reflexion und kritisches Denken anregen:
    Trainer:innen fordern Lernende dazu auf, Inhalte zu hinterfragen und in den eigenen Kontext zu übertragen. Damit fördern sie metakognitive Fähigkeiten, die für selbstgesteuertes Lernen zentral sind.
  • Soziale Interaktion ermöglichen:
    Lernen ist ein sozialer Prozess. Trainer:innen gestalten Lernumgebungen so, dass Austausch, Diskussion und Kollaboration möglich sind – ob in digitalen Foren, Gruppenarbeiten oder Präsenzformaten.
  • Medienkompetenz und kritischen Umgang mit KI fördern:
    Da KI-Werkzeuge zunehmend Teil des Lernalltags werden, begleiten Trainer:innen Lernende dabei, diese Technologien kritisch und kompetent zu nutzen. Sie sensibilisieren für Chancen, Risiken und ethische Fragestellungen.

Wichtige Kompetenzen für Trainer:innen im Umgang mit KI

Um dieser neuen Rolle gerecht zu werden, sollten Trainer:innen insbesondere folgende Kompetenzen stärken:

  • Technologisches Verständnis
    Für den sinnvollen Einsatz KI-gestützter Werkzeuge und ein realistisches Verständnis ihrer Möglichkeiten und Grenzen.
  • Ethische Sensibilität
    Um Verzerrungen, Diskriminierungen und Risiken von KI zu erkennen und verantwortungsvoll zu handeln.
  • Didaktisches Design
    Zur Entwicklung hybrider, interaktiver Lernformate, die digitale und menschliche Elemente wirkungsvoll miteinander verbinden.
  • Begleitung von Selbstlernprozessen
    Um Lernende zu befähigen, eigenverantwortlich, kritisch und reflektiert mit digitalen Medien und KI zu arbeiten.

Herausforderungen und Grenzen von KI im digitalen Lernen

Trotz aller Möglichkeiten bleibt KI in zentralen Dimensionen begrenzt. Sie kann Inhalte personalisieren und Routineaufgaben automatisieren – doch soziale, emotionale und reflexive Aspekte des Lernens entstehen im menschlichen Miteinander.

KI-Systeme verfügen weder über Empathie noch über ein Verständnis für Gruppendynamiken. Zudem besteht die Gefahr, dass sie bestehende Vorurteile unreflektiert übernehmen. Umso wichtiger ist die Rolle der Trainer:innen, die mit fachlicher, sozialer und ethischer Kompetenz dort wirken, wo KI an ihre Grenzen stößt.

Fazit

Die Rolle von Trainer:innen im digitalen Lernen entwickelt sich zunehmend vom reinen Wissensvermittler hin zur Lernbegleitung, die individuelle Lernprozesse aktiv unterstützt und die soziale Dimension des Lernens betont.

Trainer:innen fördern Motivation, Selbstorganisation und kritisches Denken – und bleiben damit unverzichtbar in einer Lernlandschaft, in der Technologie nur ein Teil der Antwort ist. Mit technischem Verständnis, didaktischer Flexibilität und ethischer Reflexion gestalten Trainer:innen das digitale Lernen aktiv mit – als Menschen, für Menschen.


Quellen:

UNESCO (2023): AI Competency Framework for Teachers. Digital Library. unesdoc.unesco.org

GenKI (2023): Bericht zur Rolle Künstlicher Intelligenz im Bildungsbereich (GenKI.pdf)

wb-web (2023): Folge 13 – Künstliche Intelligenz – Digitalisierung in der Erwachsenenbildung. Dossiers. wb-web.de

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Geschrieben von

Janina Wörz

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