Datenprodukte im Datenmanagement – Wege zur nachhaltigen Datenkultur
Stellen Sie sich vor, Ihre Unternehmensdaten wären so gut organisiert und aufbereitet, dass jede:r Mitarbeiter:in auf sie zugreifen könnte, als wäre es das neueste und einfach zu bedienende Software-Produkt. Diese Vorstellung dürfte für viele Unternehmen und Führungskräfte äußerst interessant sein. Das Konzept der Datenprodukte verspricht für das Datenmanagement genau das. Es stellt sich jedoch die Frage, ob es sich hierbei wirklich um den revolutionären Durchbruch für eine effiziente Datenstrategie handelt, auf den viele warten, oder lediglich um ein neues Etikett für altbekannte Methoden. Im Folgenden beleuchten wir das Thema Datenprodukte genauer und zeigen auf, wie Unternehmen von einer gut durchdachten Datenstrategie auf vielen Ebenen profitieren können.
Was sind Datenprodukte?
Der Begriff Datenprodukte mag modern klingen, doch die Idee dahinter ist älter als man vermuten könnte. Datenprodukte lassen sich am einfachsten als spezifische Datenpakete beschreiben, die für bestimmte Benutzergruppen oder Anwendungsfälle entwickelt wurden. Das Ziel besteht darin, Daten so aufzubereiten, dass sie leicht zugänglich, sicher und sofort nutzbar sind.
Die technologische Basis dafür bildet oft eine Kombination aus modernen Datenarchitekturen wie Data Lakes, APIs oder Data Mesh. Diese ermöglichen nicht nur die Speicherung und Integration großer Datenmengen, sondern stellen zudem sicher, dass Datenprodukte nahtlos in bestehende IT-Systeme integriert werden können. Dadurch können Führungskräfte gewährleisten, dass ihnen unterstehende Fachabteilungen wie Marketing, Vertrieb oder HR jederzeit auf relevante Daten zugreifen können, ohne auf die Unterstützung von IT-Teams angewiesen zu sein.
Ein Vergleich mit Data Marts oder sogar dem klassischen Data Warehouse ist hier nicht weit hergeholt. Diese Konzepte zielen ebenfalls darauf ab, Daten in nutzbare Formate zu bringen. Der Unterschied liegt heute vor allem in der Erwartung, dass diese Datenprodukte nicht nur technisch ausgereift, sondern auch benutzerfreundlich und weitgehend selbstverwaltet sein sollen.
Datenprodukte in der Datenstrategie
Insbesondere für Führungskräfte stellt der Umgang mit Datenprodukten im Datenmanagement nicht nur ein technisches, sondern in erster Linie ein strategisches Thema dar. Daten sind die wichtigsten Ressourcen in der digitalisierten Welt des 21. Jahrhunderts und die richtige Nutzung dieser Ressourcen hat einen großen Einfluss auf den langfristigen Erfolg eines Unternehmens.
Durch die Einführung von Datenprodukten können Führungskräfte sicherstellen, dass ihre Teams schneller auf relevante Informationen zugreifen und somit fundierte Entscheidungen treffen können. So kann auch eine teamübergreifende Zusammenarbeit im Datenmanagement ermöglicht werden: Nicht nur Datenanalyst:innen haben Zugriff auf bestimmte Daten, sondern auch andere Abteilungen wie z. B. Marketing und Vertrieb. Das ermöglicht ein agileres Arbeitsumfeld mit schnelleren Reaktionszeiten.
Bei der Anwendung von Datenprodukten gewinnen aber auch Sicherheits- und Datenschutzaspekte zunehmend an Bedeutung. Mit der Menge an Daten, die verarbeitet werden, wächst auch die Verantwortung. Bei der Gestaltung von Datenprodukten sind die hohen Sicherheits- und Datenschutzanforderungen zu berücksichtigen. Techniken wie Verschlüsselung, Zugriffskontrollen oder anonymisierte Datenzugriffe stellen sicher, dass sensible Informationen geschützt bleiben.
Herausforderungen der Datenprodukte im Datenmanagement
Die Einführung von Datenprodukten ist aber auch mit Herausforderungen verbunden. Gerade in technischer Perspektive stellt sich die Frage, auf welche Weise Datenprodukte in bestehende IT-Strukturen integriert werden können, ohne die Systemstabilität zu beeinträchtigen.
Tools wie beispielsweise Application Performance Management (APM) oder spezielle Monitoring-Tools für Datenpipelines ermöglichen die kontinuierliche Überwachung der Datenprodukte. So können Engpässe schnell identifiziert und behoben werden. Hier sollte vor allem auf Technologien gesetzt werden, die nicht nur Echtzeit-Monitoring, sondern auch vorausschauende Analysen liefern.
Bei der Schaffung von zahlreichen Datenprodukten besteht zudem das Risiko, dass das Gesamtbild verloren geht. Ohne klare Richtlinien und ein durchdachtes Management kann es passieren, dass die Konsistenz der Daten leidet und unterschiedliche Abteilungen mit verschiedenen „Wahrheiten“ arbeiten.
Hier kann Data Governance Abhilfe schaffen: Sie stellt sicher, dass alle Abteilungen mit konsistenten und verlässlichen Daten arbeiten. Dazu sind klare Richtlinien für die Pflege und Nutzung der Datenprodukte unerlässlich. Mit zentraler Steuerung in Kombination mit dezentraler Verantwortung im Rahmen eines Data-Mesh-Ansatzes kann diese Herausforderung bewältigt werden.
Eine weitere Herausforderung stellt die „Selbstbedienung“ von Daten dar. Es klingt verlockend, jedem im Unternehmen Zugang zu Datenprodukten zu geben. Doch was passiert, wenn diese Produkte nicht ordnungsgemäß gepflegt werden? Sie laufen Gefahr, dass sich ungenaue oder veraltete Informationen verbreiten, was fatale Folgen für die Entscheidungsfindung haben kann.
Eine erfolgreiche Datenstrategie gestalten
Eine erfolgreiche Datenstrategie basiert allerdings nicht allein auf Datenprodukten. Mitarbeiter:innen müssen in der Lage sein, die bereitgestellten Informationen sinnvoll zu nutzen. Hierbei können folgende Maßnahmen eine wertvolle Unterstützung sein:
- 1) Kompetenzaufbau:
Es ist unerlässlich, gezielte Schulungen anzubieten, die den Mitarbeiter:innen nicht nur die technische Nutzung von Datenprodukten, sondern auch die Interpretation von Daten näherbringen. In diesem Zusammenhang ist das Konzept der Data Literacy von zentraler Bedeutung; darunter wird die Fähigkeit verstanden, Daten lesen, verstehen, analysieren und richtig nutzen zu können. - 2) Mitarbeitermotivation:
Wenn Mitarbeiter:innen eigenständig auf Daten zugreifen können, stärkt das ihr Verantwortungsbewusstsein und ihre Eigenverantwortlichkeit. Führungskräfte können so eine datengetriebene Unternehmenskultur etablieren, die Innovation und Zusammenarbeit fördert. - 3) Optimierung der Zusammenarbeit:
Die gezielte Bereitstellung von Daten ermöglicht eine effektivere Zusammenarbeit von Teams, da alle Mitglieder Zugriff auf eine einheitliche Informationsgrundlage haben. Mitarbeiter:innen können so schneller fundierte Entscheidungen treffen, was eine Produktivitätssteigerung zur Folge hat.
Datenprodukte in der Datenkultur: Erfolgsfaktor für die digitale Transformation
Datenprodukte sind also ein wichtiger Schritt eines Unternehmens in Richtung digitale Transformation und effiziente Datenkultur. Dennoch sollte die Einführung von Datenprodukten im Datenmanagement nicht übereilt erfolgen. Sie erfordert eine sorgfältige Planung und eine enge Zusammenarbeit zwischen den technischen und fachlichen Abteilungen. Führungskräfte und Verantwortliche sollten mit einer gründlichen Analyse der vorhandenen Daten beginnen und identifizieren, welche Datenprodukte den größten Mehrwert für ihr Unternehmen bieten können.
Führungskräfte sollten zudem folgende Aspekte berücksichtigen:
- Pilotprojekte: Bevor Datenprodukte auf die gesamtheitliche Unternehmensstruktur angewendet werden, empfiehlt es sich, Datenprodukte zunächst in Pilotprojekten zu testen. Dabei sollte Feedback eingeholt werden, um Optimierungspotenziale identifizieren und Verbesserungen umsetzen zu können.
- Beteiligung der Nutzer:innen: Stellen Sie sicher, dass die Endanwender:innen von Anfang an in die Entwicklung der Datenprodukte miteinbezogen werden. Ihre Anforderungen und Bedürfnisse sollten den Entwicklungsprozess leiten.
- KI und Automatisierung: Künstliche Intelligenz kann dazu beitragen, Muster zu erkennen und Prozesse effektiv zu automatisieren. Jedoch sollte immer noch die menschliche, fachliche Expertise eines Mitarbeitenden hinzugezogen werden, um die Ergebnisse zu überprüfen.
- Regelmäßige Feedbackschleifen: Datenprodukte sind nicht statisch, auch sie müssen kontinuierlich überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie die gestellten Anforderungen erfüllen. Dazu können regelmäßige Feedbackschleifen beitragen.
Die Datenkultur der Zukunft – Datenprodukte als erster Schritt
Datenprodukte bieten im Datenmanagement spannende Möglichkeiten, um Daten zugänglicher und nutzbarer zu machen und damit eine hochfunktionale Datenkultur zu etablieren. Doch wie bei jeder neuen Technologie sollten sie mit einem kritischen Blick betrachtet werden. Ihr Erfolg hängt nicht nur von der Technologie ab, sondern in erster Linie von der richtigen Datenstrategie, einem effizienten Datenmanagement und der Einbindung der Nutzer:innen. Datenprodukte sind strategische Hilfsmittel, die Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation und der Umsetzung einer effizienten Datenstrategie unterstützen und durch die Kombination aus moderner Technologie, hohen Sicherheitsstandards, kontinuierlichem Monitoring und der Weiterbildung und Einbindung von Mitarbeiter:innen zur langfristigen Produktivitäts- und Effizienzsteigerung sowie der Verbesserung interner Zusammenarbeit und der Teammotivation beitragen.